Das VIII. Kapitel des Dr. Faustus enthält neben der berühmten Beethoven-Analyse noch eine weitere, sehr interessante musikalische Schilderung. Die Musik des Ephrata-Klosters, einer pietistischen Sekte in der Mitte des 18. Jahrhunderts unter dem Führer J.C. Beißel, nimmt im Roman eine wegweisende Bedeutung ein. Beißel, in Ermangelung einer fundierten Ausbildung, erfand kurzerhand ein eigenes System für seine Musik.
Strenge, pedantische Regeln schaffen klare Strukturen, wobei diese Musik, und das ist für Adrian Leverkühn so sehr von Bedeutung, trotzdem eine hohe Expressivität aufweist. Damit wird ein künstlerischer Zusammenhang vom Beginn bis zum Ende des Buches gezogen, da die letzten Werke Leverkühns starke Parallelen zu einer solchen ästhetischen Auffassung aufweisen.
Es scheint so, als gäbe es keine charakteristischen Tonaufzeichnungen von dieser Musik, zumindest konnte innerhalb des Zeitraums unserer Recherchen keine leicht zugängliche und gleichzeitig künstlerisch hochwertige Aufnahme gefunden werden. Daher freuen wir uns, einige ausgewählte Stücke der Ephrata-Chormusik erstmalig in einer frei zugänglichen, hochwertigen Audio-Produktion präsentieren zu dürfen.
Ein besonderer Dank sei Guillaume Fauchère ausgesprochen; ohne seinen selbstlosen Einsatz und seine Begeisterung wäre dieses Projekt nicht zu realisieren gewesen. Ein weiterer, herzlicher Dank sei den Wiener Sacre-Coeur Schwestern ausgesprochen, die die Räumlichkeiten für Proben und Aufnahme bereitwillig zur Verfügung gestellt haben.
Informationen zur Aufnahme vom 15.8.2014:
Dirigent: Guillaume Fauchère
Ort: Sacre-Coeur-Kirche am Rennweg, 1030 Wien
Chor:
- Sopran: Julia Walker, Agnieszka Bialek, Laura Hallermeier
- Alt: Johanna Ruthofer, Christina Ruthofer, Zsuzsanna Dàvid
- Tenor: David Neumann, Emil Kohlmayer
- Bass: Philipp Landgraf, Balàzs Bànfi, Roger Diaz
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