In ihrer Autobiographie Mein Leben verschafft Alma Mahler-Werfel, Ehefrau des Komponisten Gustav Mahlers, des Architekten Walter Gropius und des Schriftstellers Franz Werfel, sowie Geliebte vieler anderer berühmter Männer, wie z.B. des Malers Oskar Kokoschka, einen Überblick über die Gesellschaft der Kunstschaffenden im 19. und 20. Jahrhundert. Die hübsche, gebildete und musikalische Frau bewegte sich als Tochter des Malers Emil Jakob Schindler und Stieftochter des Malers Carl Moll von Kindheit an in Künstlerkreisen und pflegte bis an ihr Lebensende Kontakte mit vielen wichtigen Männern der damaligen Kunstszene.
In ihrer Autobiographie kann der Leser schnell das Gefühl bekommen nicht über den vollen Umfang der Tatsachen informiert zu werden. Das mag wohl zum einen daran liegen, dass sie sich in einem von ihr selbst gewählten Licht erscheinen lässt, zum anderen an der Überarbeitung der 1958 erschienenen englischsprachigen Erstfassung And the bridge is love. Nachdem die Reaktion auf diese Fassung eher negativ ausfiel wurde die deutschsprachige Ausgabe Mein Leben mit Hilfe von Willy Haas stark überarbeitet. Vor allem intime Details und rassenpolitische Äußerungen wurden gestrichen. Trotzdem reagierte auch der Großteil der deutschen Leser nicht positiv. Alma Mahler-Werfel präsentiert sich mit Stolz als personifizierte Inspiration vieler großer Männer und übt sich dabei nicht in Bescheidenheit. Sie berichtet ohne Hemmungen von ihren Liebesbeziehungen und spricht ihr Urteil bezüglich einiger Künstler offen aus. Dem Leser werden spannende Einblicke in den Gesellschaftskreis, in dem sie sich bewegte und in die Vorkommnisse dieser Zeit gegeben, doch könnte ihre Skrupellosigkeit und Taktlosigkeit Anstoß erregen.
Alma Mahler-Werfel vermittelt dem Leser in ihrer Autobiographie also ohne Zweifel ein sehr interessantes aber auch sehr subjektives Bild der Vorkommnisse ihrer Zeit. Dem Leser sei die Lektüre dieses Buches wärmstens empfohlen, er sollte sich aber um eine kritische Haltung bemühen.
Von Lena Fischerauer
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