goldmund-quartett

Wie lange spielt ihr schon zusammen? Habt ihr in der aktuellen Besetzung begonnen?

Drei von uns waren auf der selben Schule und wir kennen uns schon seit der 6. Klasse. Außerdem waren wir zusammen in der Jugendakademie der Musikhochschule München und haben schon viel Kammermusik oder gemeinsam in verschiedenen Orchestern gespielt. Unseren ersten großen gemeinsamen Auftritt zu viert hatten wir im Sommer 2010 im Prinzregententheater in München. Im Rahmen eines Benefizkonzerts haben wir dort mit einem weiteren Cellisten Schuberts Streichquintett gespielt.

Ihr seid nur Männer? War das so geplant?

Das ist eher Zufall. Es hat zwar durchaus Vorteile, allerdings haben wir auch gemerkt, als wir beispielsweise wir ein Konzert mit einer Pianistin gegeben haben, dass eine Frau im Ensemble für die Probenatmosphäre durchaus förderlich sein kann. Unter Männern geht es manchmal einfach etwas gröber zu.

Was kommen jetzt für Projekte auf euch zu?

Ganz aktuell fliegen wir übermorgen nach Südfrankreich auf einen Meisterkurs mit Günther Pichler. Besonders freuen wir uns auf den Meisterkurs mit Alred Brendl im Sommer.Da wir im Moment in verschiedenen Städten studieren (München, Nürnberg und Wien) nutzen wir die Meisterkurse als intensive Vorbereitung auf Konzerte und die Wettbewerbe, die wir uns vorgenommen haben. Im August nehmen wir am Orlando Competition in den Niederlanden teil, danach kommt der Schubertwettbewerb und der deutsche Musikwettbewerb. Im Sommer spielen wir einige Konzerte, z.B. in München, bei einem Festival in Hamburg und wir werden zum ersten Mal in Spanien bei einem Festival in Granada auftreten. Manchmal sind wir mehrere Wochen 24 Stunden zusammen, das ist dann wirklich sehr intensiv.

Ihr wirkt als Gruppe sehr harmonisch. Wenn ihr so viel Zeit miteinander verbringt, kommt es manchmal zu Reibereien?

Vor allem in stressigen Zeiten kann das passieren. Wir haben deshalb die Ansage „zu intensiv!“ vereinbart. Wenn jemand es sagt, muss demjenigen mehr Freiraum geschaffen werden. Manchmal braucht man dann einfach mal fünf Minuten Pause voneinander.Dass wir uns schon so lang kennen, ist ein großer Vorteil. Natürlich gibt es manchmal Streit – ohne geht es ja gar nicht – aber wir haben gelernt, mit Konflikten umzugehen.

In den Proben richten wir uns nach demokratischen Entscheidungen. Wenn wir uneinig sind, hört einer etwas entfernt von der Gruppe zu und danach richten wir uns. Wenn einer von weiter weg hört, nimmt er den Klang objektiver wahr. Oft probieren wir verschiedene Varianten aus und entscheiden uns dann für eine. Wenn wir Stücke länger liegen gelassen haben, kommt es vor, dass wir doch andere Varianten wieder bevorzugen.

Wie sieht es mit eurem Repertoire aus? Habt ihr Schwerpunkte, z.B. eine bestimmte Epoche?

Dafür ist es noch zu früh. Wir sind noch so jung, dass es erst einmal wichtig ist, sich ein möglichst breites Repertoire anzueignen. Bei großen Wettbewerben werden beispielsweise 12 Streichquartette verlangt. In der Zukunft wollen wir uns um die Zusammenarbeit mit Komponisten bemühen, mit denen wir gemeinsam ihre Stücke erarbeiten.Besonders viel haben wir bisher Klassik gespielt, vor allem Haydn. Als Vater des Streichquartetts ist seine Musik eine gute Basis. Sie kultiviert den Quartettklang.

Von welchen Lehrern habt ihr besondere musikalische Impulse bekommen?

Wir haben mit vielen Lehrern gearbeitet, da wir es wichtig finden verschiedene Betrachtungsweisen kennenzulernen. Man muss sich dann natürlich für eine Richtung entscheiden, mit der man sich identifizieren kann. Mit Gerhard Schulz vom Alban Berg Quartett und Hariolf Schlichtig vom Cherubini Quartett haben wir bisher am meisten gearbeitet.

Habt ihr schonmal eine Aufnahme gemacht?

Unsere erste Aufnahme war ein Live Mitschnitt von einem Konzert in der Hochschule in München im Rahmen der „Tage der Kammermusik“. Erfreulicherweise sind in Folge dessen weitere Konzertmitschnitte entstanden. Im Mai dieses Jahres wird zum Beispiel ein Konzert von uns im BR gesendet Die erste DVD Aufnahme haben wir jetzt mit Contrapunkt gemacht, es war wirklich eine tolle Session und hat Riesenspaß gemacht. Vielen Dank dafür!

Das Interview führte Alexander Fischerauer. Besagte Aufnahme mit dem Goldmund Quartett finden Sie hier.