Endlich ist es soweit – Contrapunkt startet mit einem neuen Erscheinungsbild durch:
Frisch, ansprechend und komplett in Farbe. Dies ist ein großer Schritt für die Etablierung des Magazins und schafft ganz neue Entwicklungsmöglichkeiten, zum einen hinsichtlich der Verbreitung, zum anderen aber auch als Ansporn für viele neue Künstler und Autoren, die sich nun in einer professionellen Umgebung ausbreiten können. Ermöglicht wurde das neue Konzept durch die kreative Arbeit des Grafikerinnen-Teams serifenlos5, die vom Logo-Design über die Covergestaltung bis hin zum Webdesign eine grafische Totalumwandlung der Zeitschrift im besten Sinne vornahmen.

Neues Auftreten heißt auch neue Konzepte.
Viele kleine Details werden Ihnen beim Durchblättern der Ausgabe von selbst auffallen. Grundlegende Neuerungen gibt es allerdings auch: Contrapunkt hat nun einen gleichnamigen Youtube-Kanal, auf dem Video- und Audio-Produktionen unserer Künstler veröffentlicht werden. Eine internationale Zusammenarbeit, besonders mit Russland, wird wieder vermehrt gestärkt werden.

Bereits mit dieser Ausgabe erhält die Zeitschrift einen Neuzugang. Durch die essayhafte Besprechung ausgewählt klassischer Aufnahmen will die Rubrik „Rezensionen“ über Neuerscheinungen im Klassiksegment, aber auch über ältere CD-Produktionen mit Wert informieren und reflektieren.

Dr. Faustus, der berühmte Roman Thomas Manns, steht im Mittelpunkt dieser Ausgabe. Warum ist dieses literarische Meisterwerk auch in musikalischer Hinsicht so interessant? Die Frage erklärt sich fast von selbst: Das Leben des (fiktiven) Adrian Leverkühn, seines Zeichens Komponist in der bewegten ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wird vom Aufkeimen bis zum Niedergang nacherzählt. Die kulturellen Veränderungen in Europa, besonders im Bereich der Musik, werden so eindrücklich vor Augen geführt, dass man das Gefühl hat, kein Geschichtsbuch könne einem die Zeit und ihre Wandlungen im musikalischen Bereich näher bringen.

Eine tiefsinnige Analyse der letzten Beethoven Sonate ist ebenso in dem Werk enthalten, wie die Erfindung der Zwölftonmusik, die Komponisten-Persönlichkeit, seine Stellung zur Gesellschaft und Unzähliges mehr. Diese Themenkreise näher zu beleuchten und zu diskutieren, wird in mehreren Artikeln dieser Ausgabe versucht.

Ein weiterer musikalischer Anknüpfungspunkt im Dr. Faustus ist die Ephrata-Chormusik, die Thomas Mann sehr eindrücklich beschreibt. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, diese ausgefallene Musik eines pietistischen Sektierers Mitte des 18. Jahrhunderts in einer Audio-Produktion festzuhalten. Meines Wissens ist dies die erste professionelle Aufnahme dieser Musik überhaupt. Daher freut es mich besonders, Ihnen diese Musik hörbar und erfahrbar machen zu können.

Die Faust-Thematik reizte bei weitem nicht nur den Schriftsteller Thomas Mann, auch viele Komponisten versuchten sich an dem sagenhaften Stoff. Die Faust-Symphonie von Franz Liszt ist solch eine Vertonung dieser Thematik in drei Charakterbildern, wodurch es zu einem Meilenstein der Programmmusik und der Symphonischen Dichtungen wurde. Das Werk ist Gegenstand eines Beitrags der Salzburger Musikwissenschaftlerin Esther Kreitschik, die in einer analytischen Betrachtung dieses musikalisch besondere Werk und seine Entstehungsgeschichte vorstellt.

Abgerundet wird die Ausgabe von einer kritischen Beleuchtung des Interpretations-Begriffs. Durch die Erfindung der Aufnahmetechnik wurden die Wert-Verhältnisse zwischen Komposition und Interpretation massiv verschoben. Heute ist das Bewusstsein dieses Umstandes oft in Vergessenheit geraten. Jürg Jecklin führt in seiner Analyse die Problematik deutlich vor Augen.

Viel Spaß beim Lesen wünscht
die Redaktion!